Zur Zeit keine Aktuelle Infos
„Lieder erzählen Geschichte“ – Ein Geschichtsunterricht der besonderen Art!

Unter diesem Titel stand ein Vortragsabend des Zeilsheimer Heimat- und Geschichtsvereins in der Stadthalle am 10. Oktober.

Diesmal wurden weder Dias noch Filme gezeigt, sondern die Geschichte wurde mittels Tondokumenten dem interessierten

Zuhörerkreis vorgeführt.

Dietrich Kleipa, Stadtarchivar von Kelkheim, den Zeilsheimer Heimatfreunden bereits aus früheren Vorträgen und Führungen

bekannt, trug aus seiner Sammlung von 800 Liedern eine kleine Auswahl von 30 Beispielen vor.

Es handelte sich meist um kritische Lieder aus Revolutions- und Kriegszeiten, zur Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung

sowie Auswander- und Soldatenlieder. Der Zeitrahmen spannte sich von den Freiheitskriegen zu Beginn des 19. Jahrhunderts

bis zum Mauerfall 1989.

Begonnen wurde mit einem Freiheitslied gegen Napoleon, komponiert von Josef Haydn aus dem Jahre 1813. Solche Lieder

konnten damals nur im Untergrund gesungen werden, da die Texte sehr kritisch mit der Obrigkeit umgingen.

An den Frankfurter Wachensturm 1833 erinnerte die Schilderung der Befreiung von sechs verurteilten Studenten.

Das Revolutionsjahr 1848 wurde ebenso behandelt wie der Krieg 1870/71 mit der anschließenden Reichsgründung.

Zwischen den Tonaufnahmen gab Herr Kleipa immer wieder Erklärungen zu den entsprechenden Ereignissen bzw.

politischen Verhältnissen. Bei den bekannten Ohrwürmern wie die „Wacht am Rhein“ oder „Heil Dir im Siegerkranz“

wurde von den Besuchern leise mitgesungen oder mitgesummt. Die Lieder zur Zeitgeschichte ließen auch den 1. Weltkrieg,

den Beginn des Rundfunks 1923, das 3. Reich, die Volksabstimmung „Deutsch ist die Saar“ 1935, den Anschluß Österreichs

1938, sowie den 2. Weltkrieg nicht aus. Besondere Beachtung fand ein Propagandalied zur Melodie der „Lilie Marlen“,

das vom „Feindsender“ BBC gesendet wurde. Die Themen der Nachkriegszeit waren dann Hunger, Wohnungsnot,

Bi- und Trizone mit dem gekannten Karnevalsschlager „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“ als inoffizielle

Nationalhymne, die Berlin-Blockade mit Beiträgen von den Insulanern, die Währungsreform, das Wirtschaftswunder,

der Mauerbau sowie der Mauerfall. Aus der DDR wurden neben den gesteuerten Propagandaliedern auch kritische Beiträge zur

dortigen Lebenssituation gebracht. Als Zugabe gab es 4 Kinderlieder aus der DDR, in der die heile Welt vorgeführt wurde.

Der Mix aus lustigen und besinnlichen, sowie bekannten und unbekannten Liedern ergab einen kurzweiligen Abend,

der mit viel Beifall quittiert wurde.

Text von G. Schade